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Karfunkel - Ausgabe Nr. 35 - August-September 2001

PRESSESTIMMEN

Badische Neueste Nachrichten

Was die "SPIELLEUT" an prall belebter Musik aus Zeiten vom Mittelalter bis heute anboten, hatte seinen besonderen Reiz darin, daß es oft wie improvisiert wirkte und dennoch nie die2cv imponierende Könnerschaft dahinter zu überhören war. Überhaupt gehörte es zu den erstaunlichsten Erfahrungen dieses Abends, mit welcher Sicherheit und Selbstverständlichkeit hier sechs Amateure ihre Instrumente handhabten, sie auch permanent wechselten, als fühlten sie sich auf jedem wie zu Hause. Und auch dies eine bemerkenswerte Besonderheit, wenn beispielsweise ein in der Stimmführung keineswegs leichter vokaler A-capella-Teil zwischen zwei Instrumentalsätzen mit der Intonation punktgenau da endet, wo die Instrumente wieder beginnen. Damit haben selbst professionelle Chöre bisweilen Schwierigkeiten.

 

Viernheimer Tagblatt

Begeistert war man von der hohen Musikalität und dem geradezu souveränen Können der Musiker. Schwerelos wurden innerhalb des Musikstücks die Instrumente gewechselt, stets herrrschte Harmonie. Viel musikalisches Gefühl hatte auch die freie Instrumentenzusammensetzung, die viel Kenntnis und Können im Arrangement verriet. Es waren meist klare, einfache Melodien, die es aber verstanden, in ihrer Schlichtheit stets im Inneren der Zuhörer nachzuschwingen und nachzuklingen.

 


Waiblinger Kreiszeitungtanzpaar

 

Die sechs Musiker sind Meister ihres Fachs. Jeder von ihnen beherrscht mehrere Instrumente und den Gesang. Auch da bleiben sie der Tradition der Spielleute treu. Wie ein Funke sprang die gute Laune der "SPIELLEUTE" auf das Publikum über. Auch verstanden sie es, die rund zweihundert Zuhörer und Zuhörerinnen mit witzigen und frechen Kommentaren für ihre Musik zu interessieren und nebenbei ein bißchen Geschichtsunterrricht zu geben. Mit bunten Kleidern und scharfer Zunge belebten sie die Zeiten neu, in denen Tanz und Musik noch eine wichtige soziale Rolle spielten und auch von den öffentlichen Plätzen nicht wegzudenken waren.

 

 

 

Ludwigsburger Kreiszeitung

Die sechs beherrschten ihr Metier in großartiger Manier. Sie sind auf den verschiedensten nachgebauten Instrumenten zu Hause. Alles, was sie bei langwierigen "Durchsuchungen" in Bibliotheken und Archiven entdeckt und gesammelt haben, ist von ihnen bearbeitet und für eine zeitgemäße Vorführung eingerichtet worden. Und es gibt nicht eine Nummer, die nicht gefallen hätte. Am liebsten hätte man die Melodien mitgesungen, hätte man mitgetanzt. Dieser Rhythmus ist so bezwingend, fröhlich und bisweilen sogar ausgelassen. Man konnte sich in der Tat verzaubern lassen. Am schönsten waren das provenzalische Wiegenlied "Lou rei e soun pagi", der englische Kemp's Jig und die beiden Zugaben - aber nein: sie waren alle schön, sind alle ins Ohr gegangen und haben insgesamt einen erfreulichen Abend beschert, der seinen anhaltenden Beifall verdient hat. Er klang aus mit einem Lied, das beim St.-Anna-Fest gespielt worden war. Die "SPIELLEUT" marschierten damit aus, und wie ein Hauch musikalischer Wohlgerüche wehten die Trommelklänge hinter ihnen her.

krebbel

 

Schwetzinger Zeitung

Fahrende "Spielleut" - prachtvolle Vollblutmusikanten

Genüssliche musikalische Zeitreise mit historischen Instrumenten / Jubiläumskonzert zum 25-jährigen Bestehen
  
Ein stürmischer regnerischer Abend, der wohl manche Menschen davon abhielt, irgendeine Unterhaltungsveranstaltung zu besuchen, nicht jedoch jene, die Musik vergangener Zeiten und mit alten Instrumenten lieben. Die Besucher des Konzerts der "Spielleut" im Palais Hirsch erlebten an diesem Samstagabend zwei vergnügliche Stunden mit echten Vollblutmusikanten eines Ensembles, das seinem Ruf gerecht wird, eines der besten, wenn nicht sogar das beste seiner Art in Deutschland zu sein, das auch durch zahlreiche Rundfunksendungen und Gastspiele über
die deutschen Grenzen hinaus bekannt geworden ist.
  
Chef des 1977 gegründeten Ensembles ist Willi Schühle, der zwar im hiesigen Brühl geboren wurde, jedoch im Alter von vier Jahren mit seinen Eltern den Ort verließ. Das besondere Anliegen der vier Musikanten und zwei Musikantinnen, von denen einige schriftstellerisch an die Öffentlichkeit getreten sind, ist den Zuhörern bei ihren Auftritten die Wurzeln der eigenen Volksmusik näher zu bringen, und das mit dem natürlichen Klangbild alter Instrumente.
  
Eine Besonderheit stellen ebenso die von ihnen gespielten Instrumente und deren fast unglaubliche Vielfalt und nicht zuletzt die Virtuosität der Musikanten dar, von denen jeder zwei, zum Teil noch mehr Instrumente perfekt beherrscht. Da geben sich Dudelsäcke, Drehleiern, Schalmaien, Krummhörner, Hackbrett, Mandola, Trommel und noch andere Instrumente ein Stelldichein, es sind teilweise echte Nachbildungen alter Instrumente aus dem 15. und 16. Jahrhundert, deren Originale heute nur noch in Museen bestaunt werden können. Und noch etwas: Sämtliche Mitglieder des Ensembles überraschten, sei es als Solisten oder als Chor, auch als Sänger durch ihre gut ausgebildeten schönen Stimmen.
  
Ihr Auftritt versetzte das Publikum in die Zeit, als Fahrensleut von den feineren Bürgern abgelehnt wurden, im gemeinen Volk jedoch immer willkommen waren, wenn sie auf Straßen, Plätzen oder bei Hochzeiten zum Tanz aufspielten. Entsprechend gewandet machte das Ensemble zunächst mit alten Weisen bekannt, die in den damaligen deutschen Landen, den Niederlanden, Frankreich und Italien zum Liedgut des Volkes gehörten. Das flämische Kinderlied "Guten Abend" eröffnete den Reigen fröhlicher Lieder und es stellte zugleich den Übergang in die Bourgogne und in die Provence dar, deren Melodienreichtum gleichfalls zu Gehör gebracht wurde.
  
 Mit dem "Ballett", ein von Michael Praetorius 1612 in Nürnberg verfasstes Stück, ging die Reise munter weiter. Da hörte man Tanzlieder, die eigenartige Anmut ausstrahlten, die Zuhörer machten  Bekanntschaft mit einem herzerfrischenden moritatähnlichen Lied über eine "Maus", die umgebracht werden sollte und dann erklang das köstliche, von Christian Morgenstern verfasste "Der Rheinsalm", das von dem Ensemble in eine von dem Italiener G. Gastoldi 1591 komponierte Melodie eingebunden wurde. "Ach Belinde", ein altes holländisches Lied, erhielt durch eine besondere Instrumentierung sogar einen schottischen Anklang und so ging es fast pausenlos weiter bis in die heutige Zeit mit dem "Kleinen Raubtier", ein entzückendes Stück, das 1992 von Martina Sirtl, Mitglied des Ensembles, geschrieben wurde.
  
Zu den besonderen Merkmalen des Abends zählten auch der Humor der Musikanten und die wohltuende Heiterkeit ihrer Darbietungen. Die Besucher waren begeistert, an einigen Zugaben kam das Ensemble nicht vorbei. Unter Musikklängen marschierte das Ensemble nach dem Ende vor den Besuchern her bis zur Ausgangstreppe, um sich dort - wie es sich für Fahrensleut geziemt - von ihnen gebührend zu verabschieden. Fürwahr eine großartige Geste nach einem großartigen Konzert. pp
  
   © Schwetzinger Zeitung   -   25.02.2002

 

 

 

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