|  | Rägaboga (Musik&Wort: Thomas Felder)
 
 
 Siisch du däa Rägaboga über Buddahausa
 Do fäält a Farb
 Do fäält doch a Farb
 Des klaene Wäagle do zom Judafriedhof draußa
 Des isch a Narb
 A offana Narb
 
 Do fäälat über hondert Schdoe an sällam Roe
 Dia sollat et sae
 Noe dia sollat et sae
 
 
 Mir hand jetz gnuag denkt an onsere Juda
 Gnuag Schdoener am Ort
 Schdoener am Ort
 Ond schdelld ond oener Schdoener drzua do
 Schloef mr se fort
 Sofort fort
 
 Des wärat über hondert Schdoe an sällam Roe
 Des daf doch et sae
 Et woor sae
 
 
 Jetz hangt a Daafl em Museum zu där Schdori
 Emma Raama aus Holz
 Aus Holz
 Von Sofie Ackermann bis Jenny Zamory
 Do semmer schdolz
 Do semmir schdolz
 
 Mir schbaarat über hondert Schdoe an sällam Roe
 Ja so solls sae
 So solls sae
 
 Siisch du däa Rägaboga über Buddahausa
 ?
 
 
 
 
 
 
 Am Weg zum Friedhof (Thomas Felder Musik&Wort)
 
 
 Nur wenige Jahre vor meiner Zeit im Dorf gleich nebenan
 Da kamen Transporte mit fremden Leuten in Buttenhausen an
 In Buttenhausen.
 
 Aus 
                                Stuttgart, Heilbronn, Berlin, Hamburg, Leipzig, aus Künzelsau kamen sie
 her,
 Aus Rozniatow, Krotoschin, Bamberg, Ulm und anderen Städten mehr.
 Anderen Städten.
 
 Man zählte etwa hundertvierzig Alte, drei Buben und vier junge Frauen,
 Das Jüdische Altersheim war ihr Quartier, das brauchte man nicht neu zu
 bauen,
 Nicht neu bauen.
 
 Das waren die Häuser der örtlichen Juden, die hier geboren waren,
 Ein Teil konnte flüchten, die anderen waren schon ab in die Lager gefahren,
 Ab in die Lager.
 
 Der Ortschaftsrat wurde nicht gefragt und hatte auch gar nichts dagegen.
 Einhundertzwölf wurden registriert, was lohnt es sich aufzuregen?
 Sich aufzuregen.
 
 Einhundertzwölf waren registriert, man holte sie nach und nach ab:
 Theresienstadt, Auschwitz, Buchenwald ... von ihnen fand niemand ein Grab.
 Niemand ein Grab.
 
 Als Nummern verhungert, erschossen, vergast, in großen Öfen verbrannt.
 Die Namen in Buttenhausen hat lange Zeit keiner gekannt.
 Keiner gekannt.
 
 Ich habe sie mit weißer Kreide auf schwarzen Pflöcken notiert,
 Die hätte ich gerne am Wegrand zum Judenfriedhof postiert,
 Am Friedhof.
 
 Als Mahnung und zur Erinnerung an all die unzähligen Leute,
 Die spurlos verschwinden und nicht den Weg zum Friedhof finden bis heute.
 Bis heute.
 
 Den Ortschaftsrat bat ich höflich um Wohlwollen, um seine Gunst.
 Einstimmig lautet die Antwort: Bleiben Sie weg mit der Kunst,
 Weg mit der Kunst.
 
 Nun steh ich im Herbst Zweitausend mit hundertzwölf Pflöcken allein
 Und frage in Buttenhausen: Wo sollen die Namen sein?
 die Namen.
 
 Hier waren sie doch gemeldet als Bürger zum letzten Mal.
 Hier hatten sie wenigstens Namen, danach nur noch Höllenqual,
 Nur noch.
 
 Die Sache gehört doch ins Freie, paßt ins Museum noch nicht.
 Es muffelt, das riecht jeder Laie. Kommt mit, ich bitte Euch schlicht,
 Kommt mit jetzt.
 
 Wir gehen zusammen zum Gutort und schlagen die Pflöcke da ein,
 Denn jeder von uns könnte schließlich ein Teil dieser Reihe sein.
 Teil dieser Reihe.
 
 
 
 
 
 Jeruschalajim schel zahaw
 
 (Musik u. Wort: Naomi Schemer, Schwäb. Bearb. Thomas Felder)
 
 
 Wie war des mol in Buttahausa
 et lang vor meiner Zeit
 s hand Chrischdamenscha do ond Juda
 mitnander gwohnt ohne Schtreit
 
 A Kirch ond a Synagog
 auf jeder Seite vom Dal
 Mo feira mir ammol mitnander
 a heiligs Abendmahl
 
 Jerusalem du Stadt aus Gold,
 kupferheller Hoffnungsschae,
 i will für daene Liader a Harfe sae
 
 Awir harim zalul kajain
 wereach or annim
 nisa beruach ha arbajim
 im kol pa a monim
 
 uwetar demat ilan wa äwen
 schwuja bacha loma
 hair ascher badad joschewed
 u beliba choma
 
 Jeruschalajim schel zahaw
 weschel nechosched, weschel or
 halo lechol schiraich ani kinor
 
 Chasarr noell borrod hamajim
 laschuk wela kikar
 Schoffar korrer behar habait
 bair ha attika
 
 uwam mearott ascher bassela
 alfesch maschot so ruchod
 naschuf vered el jam hamelach
 bederech Jericho
 
 Jeruschalajim ...
 
 Ach be woi hajom la schirlach
 welach lik schorr ktarim
 katonti mitzi ir banajich
 ume acheron hamscho rerim
 
 Kischmech zorev et has vatajim
 Kineschit katzarav
 Im esch kachech Jeruschalajim
 Ascherr kula zahaw
 
 Jeruschalajim ...
 
 
 
 
 
 Zum Schluß noch ein neues Lied, das aufgrund eines Gelöbnisgottesdienstes in
 Bad Urach entstand.
 
 
 Die Fackel hoch
 
 Die Fackel hoch, denn scharf wird jetzt geschossen
 Wir schwören heut den Eid aufs Vaterland
 Mit Marschmusik und Streifen an den Hosen
 Schmücken wir schön den Höllenbrand
 
 SA marschiert nicht mehr wie einst in alten Zeiten
 Heut macht die Bundeswehr bei neuen Kriegen mit
 Wir stehn Gewehr bei Fuß zu ziehn in fremde Weiten
 Heben die Hand zum Gruß marschieren im Glied
 
 Wir sind erwachsen jetzt im Kreis der guten Staaten
 Haben den Fuß gesetzt auf weiten Raum
 Wo noch kein Friede herrscht da schicken wir Soldaten
 Die machen Wirklichkeit aus einem großen Traum
 
 Ich sitz im Gottesdienst die Augen fest geschlossen
 Die Ohren angespitzt lausch ich dem Predigtwort
 Es gibt Gewalt dagegen hilft kein Reden
 Nur noch der Bomben Schlag den segne der Herr
 
 Ich klapp die Augen auf da stehen zwei Gestalten
 Vorn beim Altar mit einem weißen Tuch
 Auf diesem Tuch steht du sollst nicht töten
 Schon wird es eingerollt die beiden gehen
 
 Doch gleich am Ausgang wird das Tuch gegriffen
 Da steht die Polizei und der Dekan
 Die Polizei sagt Sie sind verdächtigt
 Und der Dekan sagt Sie haben gestört
 
 In unsrer Kirche schärft man das Gewissen
 Daß keiner Skrupel kriegt beim scharfen Schuß
 Wer das Gebot zeigt dem wird¹s weggerissen
 Mit Pazifismus Machen wir Schluß
 
 Die Fackel hoch ... (von Anfang bis:)
 ... haben den Fuß gesetzt Auf weiten Raum
 
 
                                 
                                    
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